FC Einheit Wernigerode trauert um Hans-Bert Matoul

Mit großer Betroffenheit und Trauer hat der FC Einheit Wernigerode die Nachricht aufnehmen müssen, dass sein ehemaliger Spieler und Aufstiegs-Trainer Hans-Bert Matoul verstorben ist.
Hans-Bert Matoul wird am 2. Juni 1945 in Langeln geboren und lernt bei der damaligen BSG Traktor das Fußball-Abc. Am Rande des Langelner Schützenfestes nimmt seine einzigartige Fußballer-Karriere die entscheidende Wendung: Nach dem Freundschaftsspiel der Langelner gegen das DDR-Oberliga-Team von Chemie Leipzig, wird der 20-jährige Bäckersohn zum Probetraining nach Leipzig eingeladen. „Das war ein Traum“, beschreibt der schlaksige Stürmer in einem Volksstimme-Interview diese Chance, die er sich nicht entgehen lässt. Für Chemie schießt er in 82 Oberligaspielen 22 Tore – darunter den 1:0-Siegtreffer im FDGB-Pokalfinale gegen Lok Stendal am 30. April 1966.
Nach seiner Armee-Zeit wechselt Matoul 1972 überraschend von Chemie zum Lokalrivalen 1. FC Lok. Schon damals ein ähnlicher Aufreger unter den Fans, wie heutzutage ein Wechsel von Schalke zu Dortmund. Doch er überzeugt mit Leistung. In seiner Statistik stehen 39 Tore in 76 Spielen.
„Das Leipziger Idol Hans-Bert Matoul zerbrach Wolverhampton“, titelt beispielsweise die englische Tageszeitung „Daily Express” am 25. Oktober 1973. Matoul steuert an jenem Abend davor zwei Tore zum 3:0-Erfolg von Lok gegen die Wolverhampton Wanderers bei und sorgt damit für den höchsten Sieg einer DDR-Mannschaft gegen ein englisches Team.
In der nächsten Runde wartet Fortuna Düsseldorf. Und die Westpresse überschlägt sich. „Leipzigs Müller heißt Matoul“ warnt der „kicker“ vor dem hoch aufgeschossenen Stoßstürmer, der die Saison seines Lebens spielt. Die 0:1-Pausenführung erzielt Matoul – eiskalt per Foulstrafstoß. Am Ende heißt es 2:1 im Rheinstadion. Das Rückspiel wird für die Profis um Geye, Zewe und Co. ein Desaster. Im Leipziger Zentralstadion geht die Fortuna 0:3 unter.
Im UEFA-Cup-Viertelfinale wird mit Ipswich Town ein weiterer Club von der Insel nach 0:1 und 1:0 mit 4:3 im Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb geworfen. Matoul trifft als erster Elfmeterschütze. Im Halbfinale ist dann gegen Tottenham Hotspurs Schluss.
Für Hans-Bert Matoul geht die Reise trotzdem weiter. DDR-Nationaltrainer Georg Buschner nominiert ihn für die Vorbereitungsspiele zur WM 1974 in der Bundesrepublik – neben Größen wie Hans-Jürgen Dörner, Peter Ducke, Eberhard Vogel, Martin Hoffmann und Jürgen Sparwasser. Beim 3:1 gegen Algerien in Algier ist er einer der Aktivposten, trifft vom Elfmeterpunkt zum zwischenzeitlichen 2:0. Sein drittes Länderspiel – der 1:0-Sieg gegen Belgien am 13. März 1974 – wird aber bereits sein letzter Auftritt im DDR-Trikot. Dabei lässt Matoul seine berühmten Zeitgenossen in der DDR-Oberliga in jenem Jahr alt aussehen. Kein Sparwasser, kein Streich, kein Ducke, kein Vogel können seine 20 Saisontore toppen. Doch dem Oberliga-Torschützenkönig bleibt die WM versagt.
Der Konditormeister, der während seiner aktiven Zeit zwischen Leipzig und Langeln pendelt, um im väterlichen Betrieb mit auszuhelfen, trifft ausgerechnet im WM-Jahr die Entscheidung, aufzuhören. Der ungewohnte Rhythmus, die Belastung durch die vielen Spiele haben seinem Körper zugesetzt.
Doch ganz ohne das runde Leder kann er nicht leben. Mit der BSG Traktor Langeln wird er Kreismeister und steigt in die Bezirksklasse auf. Beim Zweitligisten BSG Einheit Wernigerode beendet er 1980 als Spieler endgültig seine aktive Laufbahn. 1981 führte er die Mannschaft als Trainer in die DDR-Liga zurück. Bis 1984 bleibt er Cheftrainer der Hasseröder, die ihm privat einen Neuanfang ermöglichen. Die Bäckerei in Langeln ist zu dieser Zeit schon Geschichte.
Matoul leitet später die sportlichen Geschicke bei der TSG Markkleeberg, um dann noch einmal bei seiner „großen Liebe“ anzuheuern: Chemie Leipzig. Nach weiteren Trainerstationen bei Wismut Gera und dem 1. FC Wernigerode zieht er sich Mitte der 1990er Jahre ins Privatleben zurück.
Nachdem er mit einigen seiner Weggefährten noch seinen 75. Geburtstag gefeiert hat, verschlechtert sich plötzlich sein Gesundheitszustand, und er muss in einem Pflegeheim in Wernigerode betreut werden. Am 17. August 2025 hat Hans-Bert Matoul in seiner Heimatstadt für immer die Augen geschlossen.
Der FC Einheit wird ihn in ewiger Erinnerung behalten. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Tagen bei seiner Tochter Constanze und Sohn Hans-Bert jr..
Foto: Jens Müller

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